Wenn wir über Bikermode sprechen, kommen uns sofort Bilder von Lederjacken und coolen Silberringen in den Sinn. Jedes Element des Motorradstils hat einen Grund, sei es ein schräger Reißverschluss oder eine massive Kette, und dieser Grund ist mehr als nur ein mutiger und maskuliner Look. Sehen wir uns an, wie sich die Bikermode seit den ersten Fahrern auf ihren stählernen Pferden entwickelt hat.
Die Anfänge der Bikermode
Heute ist Motorradfahren für jedermann zugänglich, für Männer und Frauen aller Gesellschaftsschichten und sozialen Schichten. Das war jedoch nicht immer so. Ein Motorrad war ein Luxusartikel und nur wohlhabende Leute konnten es sich leisten. Vor etwas mehr als hundert Jahren, als diese eigentümliche Maschine der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, nutzten die Reichen sie nicht als Fortbewegungsmittel, sondern zum Vergnügen. Sie fuhren mit ihren Motorrädern ausschließlich zum nächsten See oder Park. Doch auch im Sattel sollte ihr Aussehen dem wahren Gentleman-Image entsprechen. Das Grundgerüst des Biker-Looks dieser Zeit bestand aus einer Tweedjacke nach der neuesten rustikalen Mode, einer Schiebermütze, damit der Wind nicht durch die Haare wehte, und einem generell gepflegten und gepflegten Erscheinungsbild. Auch der Schutz wurde von den Motorradfahrern nicht vernachlässigt – sie trugen hohe Stiefel, um Bein- und Fußverletzungen vorzubeugen.
Einige Jahrzehnte nach ihrem Debüt haben Motorräder deutlich an Geschwindigkeit, Wendigkeit und Handling zugelegt. Fahrer mussten Schutzkleidung tragen, um Kratzer und Prellungen zu vermeiden. Diese Ausrüstung hielt auch die Hände warm, insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten. Daher wurden neben hohen Stiefeln auch Stulpenhandschuhe zur Bikermode. Insbesondere Polizisten und Militärangehörige waren so gekleidet auf der Straße unterwegs.
Dann, an der Wende der 1910er und 1920er Jahre, erlebte die Öffentlichkeit ein neues Spektakel – Motorradrennen. Ihr Aufkommen markierte die Entstehung einer besonderen Motorradmode. Während frühere Fahrer Freizeitkleidung oder Reitkleidung trugen, begannen Motorradclubs nun, spezielle Uniformen für ihre Fahrer zu entwerfen. Das klassische Element der Motorradrennmode, das noch heute in Vintage-Modekollektionen zu sehen ist, war der Pullover. In leuchtenden Farben gefärbt und mit figurbetonter Silhouette trugen die Pullover Logos oder Namen der Motorradclubs und der von ihnen vertretenen Marken.
Lederjacke
Dennoch waren Biker-Outfits nicht praktisch genug. Sie boten kaum Schutz vor Regen, Schnee und Wind. Schließlich entdeckten Motorrad-Enthusiasten Militäruniformen, insbesondere die bei Piloten beliebten Ledermäntel mit lockerem Schnitt. Leder war zwar der perfekte Schutz vor kaltem Wind, doch aufgrund der länglichen Mäntel fühlten sich Motorradfahrer im Sattel nicht wirklich wohl. Irving Schott, Inhaber einer kleinen Nähwerkstatt und selbst begeisterter Motorradfahrer, passte Fliegerjacken speziell für Motorradfahrer an. 1928 kam die berühmte Perfecto-Lederjacke auf den Markt. Dies war der Beginn der Geschichte des kultigsten Kleidungsstücks der Biker-Garderobe.
Anfang der 1940er Jahre erfreute sich Schotts Unternehmen in Amerika so großer Beliebtheit, dass es einen Großauftrag vom Verteidigungsministerium erhielt. Dieses Ereignis markierte einen neuen Höhepunkt in der Popularität von Lederjacken. Nun sah man nicht nur Motorradfahrer, sondern auch Militärpiloten in Perfectos. Die Flugzeuge dieser Zeit hatten keine Druckkabinen. Um sich vor dem Fahrtwind zu schützen, zogen die Piloten Jacken mit schmaler Taille und verlängerten Ärmeln aus dichtem Stierleder an. Auf der Rückseite befand sich eine Lederfalte, die dem Piloten Bewegungsfreiheit gab. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale einer solchen Jacke waren jedoch ein Gürtel am unteren Rand, Taschen mit Reißverschlüssen anstelle von Knöpfen und natürlich ein schräger Reißverschluss, der von der linken Schulter bis zum rechten Oberschenkel reichte und hervorragenden Schutz vor Wind bot. Interessanterweise sind all diese Designelemente bis heute unverändert geblieben.
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, kehrten die Veteranen nach Hause zurück. Sie nahmen ihre Kampflederjacken mit. Viele Amerikaner waren damals süchtig nach Motorrädern, und raten Sie mal, was sich Kriegsveteranen für ihr verdientes Geld kauften? Genau: Sie kauften sich coole Harley-Davidson-Maschinen und fuhren in Lederjacken durchs Land. Es waren ehemalige Kriegsveteranen, insbesondere Piloten, die Bikerclubs gründeten, deren wichtigstes informelles Symbol schwarze Jacken als Symbol für Männlichkeit, Tollkühnheit und Rebellion waren.
Alternativen zur Perfecto-Jacke
Obwohl die Motorradbewegung ihren Ursprung in den USA hatte, erfreuten sich Motorräder weltweit großer Beliebtheit, insbesondere in England. Dort regnet es bekanntlich ständig. Eine Lederjacke bietet zwar hervorragenden Windschutz, ist bei Nässe jedoch wirkungslos. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis wasserdichte Kleidung für Motorradfahrer verfügbar wurde. J. Barbour & Sons erhörte die Bitten der Motorradfahrer und entwarf die erste wasserdichte Wattejacke exklusiv für Motorradfahrer. Die Jacke zeichnete sich durch vier Taschen aus, darunter eine für Karten. Etwa 13 Jahre lang blieb dieses Modell der Standard für wasserdichte Motorradbekleidung, bis Belstaff 1948 mit seiner Trialmaster auf den Markt kam. Genau diese Jacke ist auf den Fotos von Che Guevara und Steve McQueen zu sehen.
Stiefel
Wir kennen das genaue Datum, wann Motorradjacken aus Leder und Watte auf den Markt kamen, aber bei Motorradschuhen ist die Sache nicht ganz so eindeutig. Bekannt ist, dass die ersten Ingenieurstiefel der konkurrierenden Chippewa und der West Coast Shoe Company in den 1930er Jahren auf den Markt kamen. Ihren Namen erhielten sie, weil sie ursprünglich für Ingenieure der US-amerikanischen Eisenbahn entwickelt wurden. Das Design, das an traditionelle englische Reitstiefel erinnert, gefiel jedoch auch Motorradfahrern.
Biker-Stil in der Populärkultur
Trotz ihrer weiten Verbreitung in der Bikerszene war die Perfecto-Lederjacke unter den meisten Menschen nahezu unbekannt, da nur wenige persönlich mit Motorradgangs in Berührung kamen. Eine Lederjacke wäre wohl ein fester Bestandteil der Bikeruniform geblieben, wäre da nicht der Film „Der Wilde“, in dem der brillante Marlon Brando den Anführer einer Bikergang spielt. Die Jacke des Hauptcharakters war mit glänzenden Nieten verziert, und auf der Rückseite prangte ein Totenkopf mit gekreuzten Kolben. Blue Jeans und Ingenieurstiefel rundeten seinen Look ab. Nur eine Kappe wirkte etwas fehl am Platz, da echte Biker nie Segeltuchjacken trugen. Trotz dieser kleinen Ungenauigkeit wurde der Look von Brandos Figur zum Sinnbild eines typischen Vertreters der Biker-Subkultur.
Zwei Jahre später spielte James Dean in „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ eine weitere Ikone unter den Bikern. Eine Zigarette zwischen den Lippen, ein Triumph TR5 Trophy zwischen den Schenkeln und eine allgegenwärtige Lederjacke – das sind drei Elemente seines Stils. Das Schicksal der Jacke war vorbestimmt: Sie wurde zu einem festen Bestandteil der Jugendgarderobe und symbolisierte den Hooligan-Geist, trotz des Verbots an amerikanischen Schulen. Solche Verbote, gefolgt vom tragischen Tod von James Dean, heizten das Interesse an Bikermode nur noch weiter an.
Weste
Eine Lederjacke ist ein vielseitiges Kleidungsstück, aber für heißes Klima nicht geeignet. Dies gilt insbesondere, wenn man bedenkt, dass Motorradclubs ursprünglich aus dem Süden der USA stammen, wo die Temperaturen über 38 Grad Celsius steigen. Das heiße Klima erfordert eine entsprechende Garderobe und die lokalen Biker haben sie erfunden. Anstelle einer richtigen Jacke entwickelten sie leichte Westen ohne Ärmel (sogenannte Cuts), die entweder aus Leder oder Denim gefertigt waren. Ein obligatorisches Merkmal solcher Westen waren die auf den Rücken aufgenähten Farben (Emblem) des Bikerclubs . Die Farben bestehen aus mehreren Elementen, insbesondere dem Namen des Clubs, seinem Standort und dem Logo. Bald zogen Motorradclubs in ganz Amerika und auf der ganzen Welt nach und Westen mit Aufklebern wurden zu einem festen Bestandteil der Bikermode.
Helme und Schutzausrüstung
Helme wurden von den ersten Bikern nicht besonders geschätzt. Da sie sich als Rebellen betrachteten, ignorierten sie die gesetzliche Helmpflicht. Trotzdem tauchten die ersten schützenden Kopfbedeckungen erst nach dem Tod von Lawrence von Arabien bei einem Motorradunfall im Jahr 1935 auf. Während des Zweiten Weltkriegs war es für Militärmotorradfahrer Pflicht, Helme aus Kork oder Blech zu tragen. Mehr oder weniger moderne Integralhelme mit Korkfutter kamen in den 1960er Jahren auf den Markt. Heute wagen sich Biker, abgesehen von einigen verzweifelten Draufgängern, nicht mehr ohne Helm auf ihre stählernen Pferde. Gesetzesverstöße, hohe Bußgelder und die hohe Zahl an Todesopfern bei Motorradunfällen sprechen für Sicherheit.
Rocker rocken auch Lederjacken
Nach dem überwältigenden Erfolg von Bikerfilmen, die Lederjacken in den Mittelpunkt rückten, hatten nicht nur Fashionistas, sondern auch Musiker ein Auge auf dieses coole Kleidungsstück geworfen. Für Rocker stand Bequemlichkeit nicht im Vordergrund, und so begannen Jacken, persönliche Akzente zu setzen. So verzierten Hippies in den 1960er Jahren beispielsweise Rücken und Ärmel mit Fransen, die an Adlerflügel erinnerten – ein Symbol der Freiheit.
Der erste Musiker, der bei seinem Auftritt eine schwarze Jacke trug, war Elvis Presley. Viele andere Rocker folgten seinem Beispiel. Mitte der 70er Jahre waren die Ramones in Perfecto-Jacken auf der Bühne zu sehen. Auch Punks trugen zum Jackendesign bei – sie fügten Nieten, Spikes und Ketten hinzu. Auch Rocker, Metalheads und sogar Popsänger erfreuten sich dieses Modetrends. Seit den 1970er und 80er Jahren trugen Kiss, Sex Pistols, Debbie Harry, Metallica, Accept und sogar Madonna und George Michael Lederoberbekleidung.
Schmuck
Die Pioniere der Bikerbewegung brauchten eigentlich keinen Schmuck. Sie bevorzugten Zweckmäßigkeit gegenüber einem atemberaubenden Aussehen. Dennoch besaßen sie bestimmte Accessoires, die einen praktischen Zweck erfüllten. Biker waren beispielsweise die ersten, die Geldbörsenketten trugen. Heute dient dieses Accessoire eher dazu, das Aussehen aufzuwerten, doch in den 1950er Jahren wurde es ausschließlich dazu verwendet, Geldbörsen vor Taschendieben und Verlust zu schützen. Wären Sie als Biker aufgeregt, wenn Sie feststellen würden, dass Sie Ihr Portemonnaie vor Hunderten von Kilometern vergessen haben? Bestimmt nicht. Deshalb befestigten Biker an ihren wertvollsten Besitztümern eine Kette. In den 1970er Jahren nutzten Punks Ketten zweckentfremdet – vom Präventivmittel wurden sie zu einem Modeaccessoire und sogar zu einer Waffe (wenn man eine massive Kette schwingt oder um die Faust wickelt, wird sie tatsächlich zu einer ernstzunehmenden Waffe). Moderne Biker verwenden Ketten heute auf jede Art und Weise.
Bikerarmbänder sind ein weiteres Schmuckstück, das früher eher praktisch als modisch war. Biker trugen breite Lederpanzer um Handgelenke und Arme, die einen doppelten Zweck erfüllten. Erstens linderten sie die Ermüdung der Handgelenke, die durch ständiges Festhalten am Lenker auftrat. Zweitens boten sie Schutz vor Kratzern und Prellungen, falls der Fahrer aus dem Sattel fiel. Mit der Zeit wurden diese Lederpanzer kleiner, erhielten dekorative Elemente und wurden schließlich zu Armbändern.
Bikerringe
Das ikonischste Element des Biker-Stils nach der Perfecto-Jacke sind wohl Ringe. Ähnlich wie Armbänder und Geldbörsenketten hatten sie neben der Verzierung auch eine nützliche Funktion. Es ist kein Geheimnis, dass Biker hitzköpfige Typen sind. Es ist auch bekannt, dass viele Motorradgangs in tödlicher Fehde mit ihren Rivalen liegen. Daher waren Kämpfe, insbesondere Faustkämpfe, eine beliebte Unterhaltung in der Biker-Community. Und um den Schlag effektiver zu machen, trugen diese Draufgänger Schlagringe. Unglücklicherweise für sie verbot Johnny Law Schlagringe in vielen Staaten. Motorradfahrer entwickelten jedoch bald eine würdige Alternative – schwere, solide und massive mexikanische Ringe. Sie waren nicht verboten, passten gut zum maskulinen Biker-Image und waren genauso effektiv wie echte Schlagringe.
Biker entdeckten diese Ringe in den späten 1940er Jahren. Damals kontrollierten Motorradgangs Südkalifornien, unweit der mexikanischen Grenze. In diesen Gebieten lebten viele mexikanische Auswanderer und Einwanderer. Sie brachten ein Stück ihrer Heimatkultur mit, darunter auch massive Herrenringe aus Altmetall. Und zwar nicht aus irgendeinem Metall, sondern aus Centavos, Münzen, die nach der mexikanischen Revolution ihren Wert verloren hatten. Da es zu viele davon gab und sie nichts kosteten, begannen Kunsthandwerker, sie einzuschmelzen, um ihnen eine andere Form zu geben und sie als Kunsthandwerk zu verkaufen. Ein toller Ring mit imposanter Form und einigen coolen Symbolen kostete nur 5 Dollar, und schon bald hielten diese 5-Dollar-Ringe die Finger von Motorradfahrern in ganz Amerika in Atem.
Bikerringe werden heute meist aus Sterlingsilber und Stahl gefertigt, tragen aber weiterhin mexikanische Symbole wie Indianer, Maya- und Aztekengötter, Hufeisen, Adler und andere. Wenn Sie einen solchen Ring kaufen möchten, sind Sie im Bikerringshop genau richtig.